Epilog auf weltweit hörenvon Wolf Harranth
Ist es wirklich schon fast drei Jahrzehnte her? Wie die Zeit vergeht! Als einer der wenigen Saurier, die schon damals dabei waren, nehme ich mir also das Recht heraus – und wer mich dafür der Eitelkeit zeiht, möge es tun -, nicht nur seinerzeit das erste Wort gehabt zu haben, sondern auch jetzt das letzte: für den
Epilog auf wwh Angefangen hat es damit, daß ich aus einer AGFA-Postille erfuhr, seit Jahren ein DXer gewesen zu sein. Daß das, was ich betrieb, ein Hobby war, das auch andere betreiben. Sogar organisiert. In Deutschland jedenfalls. Zwei Adressen als PS. Eine rasche Umfrage ergab: In Österreich existiert kein DX-Klub. Also muß man einen gründen, Hobby verpflichtet. Und warum getrennt marschieren, wenn’s auch gemeinsam geht. Also erfolgte zweimal der briefliche Vorschlag, eine autonome, aber kooperative österreichische Sektion zu gründen. Hätte die ADDX auf meinen Brief weniger arrogant geantwortet, wäre die Zukunft der Zunft wohl aber ganz anders ausgefallen. So aber meldete sich nur die adxb. Das stand für: "Assoziation junger DXer der Bergstraße" (für Ortsunkundige: eine schöne Gegend nicht allzuweit von Frankfurt). Dahinter standen zwei Gymnasiasten: Hajo Emmerich, den ich seitdem leider aus den Augen verloren habe, und Siegfried Rambaum, der jetzt in den USA lebt (KB2YVC, e-mail: siram@adore.lightlink.com). Die beiden hatten es gewagt, sich ebenfalls eine "Assoziation" zu nennen, so wie jene der "deutschsprachiger DXer", die kurz zuvor mit Hilfe der Deutschen Welle gegründet worden war. Das war die Grundlage gegenseitiger Animositäten, die von einigen Hobbyfreunden – noblesse oblige – bis heute kultiviert werden. Die adxb (ab nun: -dl) hatte in Österreich (ab nun: -oe) nur ein einziges Mitglied. Dieses aber verfügte über einen pompösen Titel mit ebenso pompösem Stempel: "ADXB-DL – OE3XNB – DX-KOORDINATOR". Der OM versorgte den Niederösterreich-Rundspruch der Funkamateure mit einigen BC-Tips. Sein Name: Erich Hackl, heute ein bekannter Romancier ("Abschied von Sidonie", "König Wamba"...). Am Ende ihres ersten Lebensjahres hatte die adxb-oe 70 Mitglieder, und die Zahl wuchs sprunghaft. Keck geworden, fragten wir uns bald, warum im großen Nachbarland so viele kleine Klubs nebeneinander herkleckerten und nichts miteinander zu tun haben wollten. Eine der Ursachen, das lernten wir rasch, war, daß sich die ADDX als Allesfresser gebärden wollte: Sie hatte sich sogar zwischendurch, ohne die Betroffenen zu fragen, selbst zur "Assoziation deutschsprachiger DXer und DX-Klubs" erhöht. Seitdem herrschte Eiszeit in deutschen Landen.
Das Eis schmilzt Bis sich eines Abends, grußlos, Harald Lisk, Häuptling der ADDX, mit den historischen Worten am Telefon meldete: "Wie gesagt, stehe ich am Wiener Westbahnhof, habe aber den Schlafsack dabei." Den brauchte er nicht. Wir diskutierten die ganze Nacht durch, und am nächsten Morgen stand der Plan fest. Den hatte er seinen Leuten beizubringen, ich den "unsrigen": Wir gründen einen Dachverband (den Namen hatte ich schon erfunden: AGDX, inklusive Logo: ein Kreis aus verschlungenen Linien), und wir bringen eine gemeinsame Zeitschrift heraus: Ich taufte sie auf weltweit hören (in Kleinbuchstaben!), abgekürzt wwh. Der Rest blieb den Viersener und den Bad Homburger Gesprächen überlassen. In Viersen lebte Harald Lisk. In seiner Wohnung verhandelten wir die erste Nacht durch. Das ergab einen Vetragsentwurf. Die Quadratur des Kreises: wie verteilen wir die Mandate? Eine Stimme pro Klub – das hätte die ADDX untergebuttert. Eine Stimme pro bestimmter Mitgliederzahl – da wären wir untergegangen. Die Lösung war salomonisch und hat bis heute gehalten. In Bad Homburg vor der Höhe (gleich neben Frankfurt und dicht bei Hölderlin) trafen sich damals die Klubs und ihre Getreuen zu alljährlichem Fachgeplauder. Die Nacht verbrachten wir bei Michael Bethge (der schon damals lange Hängehaare zum hageren Gesicht vorführte) in dessen Bude. Am Morgen hatten wir Ringe unter den Augen, und der Vertrag war unterschriftsreif: Alle Klubs stellen einander ihre Leistungen zur Verfügung; wir sprechen mit gemeinsamer Stimme und haben wwh als gemeinsames Sprachrohr (nur der WWDXC durfte, und darf bis heute, sein englisches DX-Magazin beibehalten). Die Zeitschrift löste ab Januar 1973 den ADDX-Kurier ab, erschien also vierzehntägig, im kleinen Mittelformat, ebenso getippt und grafisch anspruchslos wie bisher. Redakteur war Gunther Langweige, damals Chef von MIRAMO (das stand für: Missionary Radio Monitors), ein Klub, dem man nie Mitglieder oder Aktivitäten nachweisen konnte; aber Gunther betrieb einen Radio-Versandhandel für DXer. Am ersten Abend der Bad Homburger Tagung entriß ich ihm einen Barlow-Wadley XCR30, mit Dank für die Spende (Gunther war zu lang sprachlos, um die unfreiwillige Geste revidieren zu können). Dieses Gerät bildete den Grundstock für die Radio-Galerie auf den Hörplätzen im Klubheim Zeltgasse der adxb-oe. Daß es auch die Grundlage für Gunthers geschäftlichen Niedergang und sein späteres Verschwinden in wärmere Gefilde bildete, ist eine boshafte Unterstellung.
Die Eisdecke bricht Im Herbst 1973 kam es zu ersten Turbulenzen. Aus Richtung ADDX tönten (aus unserer Perspektive: an den Haaren herbeigezogene) Unterstellungen. Gut, daß die Bad Homburger Quatschrunde anstand. Am Vormittag erwies sich, daß die von der ADDX gegen die AGDX erhobenen Vorwürfe haltlos waren, und wir erneuerten unser Bündnis. Nach dem Mittagessen schob die ADDX ihren damals schon vom Tode gezeichneten OM Helmut Sahm vor, der eine Erklärung vorzulesen hatte: die ADDX kündigt die gemeinsame Vereinbarung auf. Abreise der Delegation. Im wwh/12 stand das so zu lesen: "Die Stagnation innerhalb der ADDX hört damit auf." Das Barometer stand auf: Das war’s dann also gewesen. Die Scharfmacher in der zweiten Reihe der ADDX hatten den Verlust an Souveränität nicht goutiert, und sie hatten sich zudem ausgerechnet, daß "die andere Seite" nunmehr vernichtend geschlagen war, bequeme Beute fürs eigene Unternehmen. Das aber regte unseren Widerstandgeist. Ich versprach vorlaut, wwh für ein Jahr in die Obhut der Österreicher zu nehmen, allen Kalkulations-Problemen zum Trotz.
wwh neu – die Kampfansage Im Januar 1974 erschien denn auch erstmals das "eigentliche" wwh: im Großformat, mit Drucksatz, mit Fotos, mit Editorial, Aufmacher, Rubriken und Tabellen - eine "richtige" Zeitschrift nach professionallem Grundmuster, die erste DX-Postille dieser Art. (Oh, Eitelkeit: Das Layout von damals und die Gliederung haben sich im Kern bis heute bewährt.) Mit wwh erholte sich auch die AGDX insgesamt vom Schock. Neue Klubs traten bei (Preisfrage: Wer kennt noch den MWAKI, den KWRN, den KWHZB, den RJC-M?), die Klubs bekamen Zulauf, es ging bergauf. Ein Nachfolger für mich war gefunden: Nils Schiffhauer. Der war zwar mehr auf Dada und Troller geeicht, liebäugelte aber schon damals mit einer eher journalistischen als literarischen Karriere. Im Hintergrund werkten erst Willi Westrupp, dann auch Thomas Stitz, noch später Rainer Pinkau, und die Redaktion übersiedelte von Wien nach Rotenburg. Jürgen Linke, heute Direktor beim Offenen Kanal in Berlin, beschaffte Anzeigen: auch das war ein Novum. Das Verhältnis zur ADDX normalisierte sich wieder. Harald Lisk war es gelungen, die Streithanseln in den eigenen Reihen aus dem Zentrum der Macht zu drängen. Es gab einen gemeinsamen "Elektronik-Klubdienst" an der ansprechenden Adresse: Kirchlinteln-Schafwinkel, etliche Zeit später eine neue, wenn auch wackelige Brücke: die IRF, Interessengemeinschaft Rundfunk-Fernempfang. Günther Friedrich und Hermann-Josef Ackermann, die beiden Stillen, haben sich um dieses wichtige Konstrukt und die AGDX immens verdienstvoll gemacht. Hermann und Ursula Drüke sorgten sich mit unvergleichlichem Engagement für die Blinden und Sehschwachen... Aber das steht, ausnahmsweise, auf einem anderen Blatt. Im Frühling 1976 erklärte Nils seinen Rücktritt: er wollte endgültig den Sprung ins kalte Wasser der Branche wagen. Die Chefredaktion wurde ausgeschrieben, und es fand sich ein Kandidat. Heft 7/8 mußte zwar als Doppelnummer erscheinen, weil sich der Umzug nach Frankfurt hinzog, aber Michael Haun hatte die Sache bald fest im Griff. Man sollte sich wieder mal eines dieser alten Hefte vornehmen. Das war staunenswerte Qualität; an dieser Latte würde heute so manches Kiosk-Blatt scheitern. Und die Namen der Autoren lesen sich wie ein who-is-who der gegenwärtigen Spitzenszene. Nun ja, der eine oder andere ist abgeprungen: in die Politik oder in die Versenkung; und der eine oder andere íst aufgestiegen: ins Verlagsgeschäft oder zum Rundfunk. Und manche sind einfach all die Jahre treu geblieben. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ewald Bartunek. Damals "bloß" SWL, auch heute "bloß" SWL; damals "bloß" Diplomsammler, auch heute noch (die Tausend ist längst und weit überschritten). Ewald hat die revolutionär neue und viel befehdete Rubrik Amateurfunk in wwh ein- und fortgeführt. Hat ihm jemals jemand dafür einen Dank gesagt?
Fairness und Unfairness auf dem Probestand Zitat aus wwh 3/78, Rubrik "intern": "Sie ist da, die Wachablöse. Michael Haun ... muß den Chefredakteursessel mit dem bestimmt nicht bequemeren Stuhl des Prüfungskandidaten tauschen. Sein Nachfolger ist Wolfgang Scheunemann ... mal AGDX-Geschäftsführer, und seit zwei Jahren Layouter. Alte Hasen erinnern sich vielleicht noch an die Zeit, wo Wolfgang Scheunemann als EDXC-Generalsekretär in wwh interviewt wurde." Nun also Redaktionssitz Bremen, später Köln. Und ein vielversprechender Aufstieg mit katastrophalem Höhensturz. Wolfgang hatte sich im Vertrag die Gründung eines eigenen Verlags und die zusätzliche Verbreitung von wwh am Kiosk ausbedungen. Er wollte sich mit der Zeitschrift und mit Fachbüchern ein professionelles Standbein schaffen. Und da man auf einem Bein schlecht steht, liierte er sich mit Werner Bader, der war hauptberuflich Leiter der Deutschen Redaktion der DW und per Ambition Chef der IADM, die weltweit deutsch sprechende oder schreibende Medien betreute. Diese vier bis fünf nicht unbedingt miteinander vereinbaren Interessen verstrickten sich bald miteinander. Es gab Zoff. Der Verlag residierte nobel, das Kleingeld kam von den DXern. Als sich zaghafter Protest regte, wurde er mit dem Pochen auf diverse Vertragsklauseln ruhiggestellt. Stimmt, wir hatten in zu gutem Vertrauen einen für uns miesen Vertrag ausgehandelt. Und wir hatten zu spät bemerkt, wie im Blatt einer nach dem anderen unsere guten Freunde durch Wolfgangs gute Freunde ersetzt wurden. Zuletzt waren wir nur unwillig und allenfalls von oben herab geduldete Gäste im eigenen Haus. Das sah zwar noch sehr gut aus: die Qualität von wwh und die Pünktlichkeit beim Erscheinen nahmen erst in der letzten Phase ebenso radikal ab wie die Reklamationen wegen nicht zugestellter Hefte zunahmen. Abstecher auf einen Nebenschauplatz: Der ADDX war zwischenzeitlich ein Funktionär mit der Kasse durchgegangen. Die Rachsüchtigen in der AGDX witterten Morgenluft. Sie wollten sich für 1974 revanchieren, wurden aber zurückgepfiffen. Ganz im Gegenteil bot die AGDX der "Gegenseite" ohne Hintergedanken faire Hilfe an. Diese Fairness sollte sich später lohnen, als wir selbst in die Bredouille kamen – und sie war auch der Beginn jenes Prozesses der vernünftigen Annäherung, die wir nun schon seit Jahren, seit der neuen Stabführung, mit der ADDX praktizieren. Zurück zur Innenpolitik. Wiederholte Abmahnungen des AGDX-Vorstands hatten nichts gebracht: Aus der Chefetage in Köln kam entweder keine Reaktion oder ein wütendes Dementi. Und im Vorstand saßen immer noch ein paar zaudernde Beschwichtiger, die meinten, man müsse sich dem allen halt wohl oder übel fügen. Bis die Situation selbst für diese Illusionisten unhaltbar wurde. Die AGDX kündigte vorzeitig und fristlos den Vertrag mit dem Scheunemann-Verlag – ohne daß ein Nachfolger in Sicht gewesen wäre. Es kam zu der grotesken Situation, daß im August zwei Ausgaben von wwh erschienen: die reguläre, von einer Notredaktion mit Mühe zusammengestoppelte, und eine von Wolfgang Scheunemann, in der er – mit von der AGDX entwendetem Adreßmaterial - für seine Nachfolgezeitschrift "Radiowelt" warb. Außerdem hatte er sich allen Besitz der Redaktion, alle Werbevereinbarungen, alle Beiträge usw. kalt einverleibt. Ein Prozeß, den die AGDX gegen Scheunemann führte und gewann, konnte unterm Strich wenig daran ändern. Wir waren also wieder einmal dort, wo wir schon Ende 1973 gestanden hatten: wir waren scheinbar leichte Beute für die Haifische. Und niemand gab uns Überlebenschancen. Mit einem Tropenband-Heft und einem DX-Vademecum halfen wir uns erst mal über die Runden, und zum zweitenmal durfte ich den Einspringer mimen: fünf Monate lang als Chef vom Dienst, für das "neue neue wwh", Leitfarbe Orange, Umschlag fast unverändert bis heute.
Unter neuer Flagge mit neuem Kapitän Im Impressum dieser fünf Hefte steht bereits als Chefredakteur Walter Eibl, der, nach der Übergangsfrist, die wwh-Redaktion an ihr letztes Domizil, nach Erlangen, holte. Walter hatte mir in die Hand versprochen, zehn Jahre lang bei der Stange zu bleiben. Was sind das für Freunde, deren Handschlag so zählt! Aber zählen wir genauer: Vom Januar 1985 zehn Jahre – das führt bis in den Dezember 1995. Walter hat sein Versprechen um drei Jahre prolongiert, und das in nicht eben rosigen Zeiten. Nach so umfangreich detailverliebter Schilderung dreizehn Jahre in einen knappen Abgesang zu komprimieren, mag ungerecht erscheinen. Aber es ist eben andererseits das größte Kompliment, das wir unserem Dauer-Redakteur machen können: daß er wwh bei allen Windstärken souverän über die Wellen und vorbei an allen Klippen gesteuert hat. Rasch entflammt ist bald einer – auf Alt-Österreichisch nennt man derlei: enthusiasmiert. Ein, zwei exzellente Hefte einer Zeitschrift zu fabrizieren, es "denen allen" zu zeigen, ist kein Kunststück. Aber Monat um Monat, Jahr um Jahr auf gleichem Kurs zu bleiben, und das bei hohem Niveau: das soll ihm erst einmal einer jener dummen Kritiker nachmachen, die sich gekränkt in den Schmollwinkel zurückzogen, sobald eine aus ihrer Feder geflossene Zeile nicht prompt gedruckt worden war. Parallel zu Walter Eibls Regentschaft ging es mit dem Hobby und den Klubs den Berg runter. Heutzutage braucht keiner mehr einen Geheimtip, um zu einem Empfänger zu kommen. Man tippt noch immer – aber nicht, was das denn sein könnte, was man da hört, sondern man tippt die exakte Frequenz ein. Die kriegt man auch vom Heft am Kiosk oder dem Fachbuch in der Buchhandlung oder flugs aus dem Internet. Das Fernsehen bringt uns rund um die Uhr mehr Welt ins Haus, als wir verdauen können. Via Satellit kracht und rauscht es nicht ins Ohr... Das sind aber nur einige der Gründe, warum die nach wie vor konkurrenzlose Kurzwelle und ihre Fans nicht mehr so taufrisch aus der Wäsche schauen wie vor zwanzig, dreißig Jahren. In Wahrheit sind viele Vereinsfunktionäre alt geworden und träge, und die Vereine wurden es mit ihnen. Das ist kein Anreiz für den Nachwuchs, also werken die Veteranen weiter. Und der Partikularismus blüht wie ehedem: Jedem sein eigenes kleines Gärtchen, mit einem hübschen Zaun rundherum. Walter Eibl hat, wider Absicht, aber zunehmend wider Willen, zu diesem Zustand beigetragen: Weil Monat für Monat die Zeitschrift kam, Ersatz für fast alle anderen erkennbaren Klubleistungen, sahen die Trägen keinen Handlungsbedarf (von den Wendigen ist hier ohnedies nicht die Rede). Walters wiederholte Mahnungen gingen im Winterschlaf unter. Jetzt hat er definitiv Schluß gemacht. Man darf es ihm nicht übel nehmen, er tut es ja auch ruhig und gemessen und alles andere als Hals über Kopf. Wer jetzt nicht aufsteht und applaudiert und Walter und all seinen genannten und ungenannten Helfern dankt, wird aus der Szene gewiesen! Sei still, Walter, verzieh nicht das Gesicht, diese Kundgebung mußt du dir jetzt gefallen lassen. Ist ja auch schon vorbei und kommt nicht wieder.
Ausblick. (Ausblick?) Es hat zwei Möglichkeiten gegeben. Die eine: wir suchen und finden einen neuen Chefredakteur und machen weiter, als sei nichts geschehen. Das funktioniert so lang, bis die Eisscholle, auf der wir treiben, nicht mehr trägt. Bis die Zeitung dank sinkender Mitgliederzahlen und steigender Kosten in die roten Zahlen gerät. Bis der wackerste Wackere das Handtuch wirft. Die andere Möglichkeit war: die wahrscheinlich letzte Chance beim Schopf zu packen, mit vereinter Kraft zwar nicht stark zu sein, aber stärker. Nicht länger in der Illusion, die ganze Welt zu "asssoziieren" – aber im guten Bewußtsein, daß unser Hobby nach wie vor eine wunderbare Sache ist, die wir, jeder auf seinem Platz und in aller Bescheidenheit, weiterhin propagieren sollten. Nicht länger in heilloser Zersplitterung der wenigen Ressourcen, sondern (Achtung: Modewort!) alle Synergien nutzend. Daher wird, nach fünfundzwanzig Jahren, die beste aller guten Ideen exhumiert: Laßt uns gemeinsam werken, nicht gegen- und nicht einmal nebeneinander. Und fangen wir mit einer gemeinsamen Zeitung an! Die Pessimisten und die Miesmacher und Die-eigenen-Schäfchen-ins-Trockene-bringen-Woller auf beiden Seiten harren schon sprungbereit in den Startlöchern. Aber das hatten wir schon. Mindestens dreimal. Wir dürfen ausnahmsweise klüger sein als bisher. Mal sehen. Und Daumen halten, nicht drehen. Wolf Harranth |